Aktientauschangebote bei M&A-Deals – dann sind sie sinnvoll - FINANCE (2024)

Immer wieder finanzieren Unternehmen -Deals mit Aktien: Der Merger des niederländischen Mischkonzerns DSM und des Aromenherstellers Firmenich erfolgt über einen Aktientausch, nach dem die bisherigen DSM-Aktionäre 65 Prozent an dem neuen Unternehmen halten werden. Auch in Deutschland gibt es ein aktuelles Beispiel: Die Übernahme des Telekomausrüsters Adva Optical durch den Wettbewerber Adtran finanzieren die US-Amerikaner mit Aktien. Der Deal wurde Mitte Juli abgeschlossen.

Jedoch sind nicht alle Aktientauschangebote in Deutschland erfolgreich: So untersagte die Bafin im vergangenen Jahr die geplante Übernahme von Kromi Logistik durch das Biotechunternehmen 4Basebio. Der Grund: Die angebotenen Aktien erfüllten nicht die Liquiditätsanforderungen. „Die Durchführung von Aktientauschangeboten ist in Deutschland kompliziert und an sehr strenge Anforderungen geknüpft“, ordnet Siegfried Büttner, Rechtsanwalt bei Kirkland & Ellis, ein.

Der Rechtsanwalt ist trotzdem davon überzeugt, dass sich Aktientauschangebote für Bietergesellschaften lohnen können – wenn sie einige wichtige Punkte beachten.

Die Vor- und Nachteile von M&A-Deals mit Aktientausch

Die Vorteile eines mit Aktien finanzierten M&A-Deals liegen auf der Hand: Der Bieter braucht keine Barmittel oder eine Brückenfinanzierung, um den Kaufpreis aufzubringen. Darüber hinaus können die Aktionäre, die ihre Papiere andienen, nach der Übernahme und dem Zusammenschluss der Firmen von der Wertsteigerung des neuen Unternehmens profitieren – übernehmen aber auch das Risiko, dass der Kurs nach dem Deal sinkt.

Dafür ist die Bewertung des Zielunternehmens schwieriger als bei einer Barofferte, denn ihr Wert muss in Aktien des kaufenden Unternehmens gemessen werden. Die Schwierigkeit bei der Unternehmensbewertung ist einer der Hauptgründe, weshalb Aktientauschangebote in Deutschland so streng reguliert sind – ein Aspekt, den CFOs dringend beachten müssen, wenn sie eine solche Transaktion in Erwägung ziehen.

Bieter muss umfassende Angebotsunterlage erstellen

Zwei Punkte sind bei Aktientausch-Deals besonders wichtig. Der erste betrifft die Vorbereitung der Transaktion: „Weil ein Aktientauschangebot für den Aktionär schwieriger zu bewerten ist als eine Barofferte, muss der Bieter deutlich mehr Informationen zu dem Übernahmeangebot veröffentlichen“, erläutert Rechtsanwalt Büttner. Damit soll der Aktionär ein informiertes Urteil über die Offerte treffen können.

„Weil ein Aktientauschangebot für den Aktionär schwieriger zu bewerten ist als eine Barofferte, muss der Bieter deutlich mehr Informationen zu dem Übernahmeangebot veröffentlichen.“

Siegfried Büttner, Rechtsanwalt bei Kirkland & Ellis

Die Dokumentation ist dabei ähnlich umfangreich wie bei einem Wertpapierprospekt für einen Börsengang. „Der Bieter muss nicht nur den Hintergrund des Angebots, die strategische Rationale der Transaktion sowie die Gegenleistung beschreiben, sondern auch Informationen zur Bietergesellschaft und der zum Tausch angebotenen Aktien bereitstellen“, zählt Büttner einige Aspekte auf.

Die Angebotsunterlage sei mehrere hundert Seiten umfangreich und die Erstellung dauere mehrere Wochen, so der Rechtsanwalt. Sind die zum Tausch angebotenen Aktien der Bietergesellschaft zudem noch nicht zum Handel zugelassen, muss der Bieter vor dem Handel der Aktien einen kompletten Zulassungsvorgang durchlaufen – inklusive Zulassungsprospekt, den die Bafin absegnen muss. „In diesem Fall kann sich der Prozess durchaus noch einmal mehrere Monate hinziehen“, sagt Büttner.

Strenge Liquiditätsanforderungen an neue Aktien

Der zweite Punkt dreht sich um die Anforderungen an die neuen Aktien: Diese müssen liquide sein. Doch was bedeutet das genau? „In einem Präzedenzfall hat das Oberlandesgericht Frankfurt entschieden, dass die Liquidität durch die folgenden Kriterien bestimmt ist: Die Aktien müssen täglich an einem organisierten Markt gehandelt werden, es muss einen durchschnittlichen Tagesumsatz geben und der Streubesitz darf nicht unter 500 Millionen Euro liegen“, berichtet Büttner. Bei dem Fall handelt es sich um das Übernahmeangebot der Heidelberger Beteiligungsholding an die Aktionäre von Biofrontera.

Nach diesem Urteil habe die Bafin ihre Verwaltungspraxis angepasst und darf seitdem Transaktionen untersagen, die diese Kriterien nicht erfüllen – wie im Fall 4Basebio/Kromi Logistik. Die Konsequenz daraus: „Für viele kleine und mittelgroße Firmen wären Aktientauschangebote mangels Barbestand zwar attraktiv, aber weil sie nicht alle Kriterien erfüllen, kaum umsetzbar“, kritisiert der Rechtsanwalt.

„Für viele Mittelständler wären Aktientauschangebote mangels Barbestand zwar attraktiv, aber weil sie nicht alle Kriterien erfüllen, kaum umsetzbar.“

Siegfried Büttner

Alternativen gibt es für die Unternehmen keine: Auch bei gemischten Bar- und Aktientauschangeboten besteht der Arbeitsaufwand und es gelten die gleichen, strengen Kriterien. Mit einem Listing im Ausland lassen sich die Hürden ebenfalls nicht umgehen: „Um die Liquiditäts- und Handelsanforderungen zu erfüllen, braucht man ein Listing an einem regulierten Markt in der EU – gegebenenfalls durch ein Dual Listing“, sagt Büttner. So werden zum Beispiel auch die Aktien des neu formierten Unternehmens von Adva Optical und Adtran sowohl an der Nasdaq als auch in Frankfurt gehandelt.

Aktientausch: deutsches und EU-Recht widersprechen sich

Aktientauschangebote sind in Deutschland so schwierig umzusetzen, da die strengen Anforderungen an die Dokumentation und die Liquidität der Aktie die Rechte der Aktionäre schützen sollen – zum Leidwesen der Unternehmen. Das Gerichtsurteil zum Präzedenzfall wurde in der Community mit Verwunderung aufgenommen, ist aus dem Markt zu hören. Vor allem, da Tauschangebote in vielen europäischen Nachbarländern wie in den Niederlanden oder Luxemburg leichter durchzuführen seien – und der Trend auf europäischer Ebene ohnehin dahin gehe, Aktientauschangebote einfacher zu gestalten.

Das deutsche Recht wird zum Teil sogar als Widerspruch zur weniger strengen EU-Regelung wahrgenommen: „Die EU hat die Komplexität der Transaktionen erkannt und für Aktientauschangebote mit bereits gelisteten Aktien sogar eine Ausnahme geschaffen“, ergänzt der Rechtsanwalt. In diesem Fall sind Informationen über die Bietergesellschaft und deren Aktien bereits öffentlich verfügbar, daher müsse der Bieter keinen kompletten Prospekt verfassen, sondern es reiche ein reduziertes Dokument.

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Kurzfristig dürfte sich an dieser Lage allerdings nichts ändern. „Das ist natürlich schwer abzuschätzen, aber ich vermute, sollte das Gesetz angepasst werden, geschieht dies eher mittelfristig“, glaubt Büttner. Kommt es zu einer Reform, hat der Kirkland-Anwalt schon konkrete Wünsche: „Der Begriff der Liquidität muss eindeutig definiert werden und idealerweise so, dass auch kleinere Unternehmen, die die aktuellen Anforderungen an den Streubesitz nicht erfüllen, Aktientauschangebote in der Zukunft durchführen können.“

Sein Vorschlag: Anstatt den Streubesitz zu messen, könnte die Aufsicht die Handelsaktivität der vergangenen Monate prüfen und einen Mittelwert bilden. Die Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die auszugebenden Aktien schon vor der Offerte im Handel sind.

Olivia Harder

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

Aktientauschangebote bei M&A-Deals – dann sind sie sinnvoll - FINANCE (2024)

FAQs

Why do M&A deals fail? ›

Value destruction, poor communication and integration, and cultural differences are some of the most common reasons. If these issues are not addressed, it can be very difficult to make a merger or acquisition a success. Lastly, another common reason for failure is that the two companies simply are not compatible.

What percentage of M&A deals fail? ›

The world of mergers and acquisitions (M&A) is fraught with peril. Between 70% to 90% fail, according to Harvard Business Review. That's a staggering statistic that can give even seasoned business leaders pause.

How can M&A be financed? ›

The primary sources of M&A financing are equity financing and debt financing. Companies may also use their existing cash reserves. A key consideration in M&A financing is to ensure the capital provided is sensitive to the company's operating cash flows.

What are the financing options for merger and acquisition? ›

Bank loans, lines of credit, and loans from private lenders are all common choices for acquisition financing. Other types of acquisition financing including Small Business Association (SBA) loans, debt security, and owner financing.

Why do post merger integrations fail? ›

We at DealRoom work with many companies helping them organizing integration and see many reasons why M&A integrations can fail, from inaccurate data, insufficient involvement by top tier leadership, limitations on resources, lack of long term planning, and a host of many others.

How long does the average M&A deal take? ›

Ansarada's historical data shows the average M&A process timeline is generally 9 months or more. However, some of the biggest M&A deals in recent years have taken years to complete.

What is the average M&A deal fee? ›

The average M&A deal fee typically ranges between 1% to 5% of the transaction value. However, this can vary greatly based on the size and complexity of the deal.

What is the most expensive M&A deal? ›

Transaction values are given in the US dollar value for the year of the merger, adjusted for inflation. As of February 2024, the largest ever acquisition was the 1999 takeover of Mannesmann by Vodafone Airtouch plc at $183 billion ($334.7 billion adjusted for inflation).

What was the worst M&A deal in history? ›

Microsoft and Nokia

The acquisition of Nokia is considered one of the worst acquisitions of all time. This is because, despite once being the world's biggest handset manufacturer, Nokia had failed to keep up with industry developments.

What is the cheapest to most expensive way to finance an acquisition? ›

Different Types
  • Acquisition Through Equity. In acquisition finance, equity is the most expensive form of capital. ...
  • Acquisition Through Debt. Compared to equity, debt is regarded as a cheaper way to obtain financing for acquisition. ...
  • Acquisition Through Mezzanine or Quasi Debt. ...
  • Leveraged Buyout. ...
  • Earnout.

How do M&A firms make money? ›

M&A advisory firms typically base their fees on a percentage of the sale transaction. The fee can vary, based on the type of company and its value. Some may also charge a flat retainer fee to secure their services.

What happens to debt in M&A? ›

Most M&A deals are conducted on a cash-free, debt-free (CFDF) basis. This means the seller maintains their cash and pays off their debt and debt-like items at the deal closing.

How do you negotiate mergers and acquisitions? ›

Success in M&A negotiations starts with thorough preparation. Understanding your counterpart's needs and motivations, coupled with robust valuation analysis, puts you at an advantage. Always be ready to identify potential issues early and aim for a purchase price that reflects the true value of your target.

What is the best major for mergers and acquisitions? ›

Education. Practicing mergers and acquisitions requires a strong proficiency in accounting, finance, law, strategy, and business. While it is not necessary to have an advanced degree, many M&A professionals have MBAs, and less frequently, law degrees.

What is the best way to get into mergers and acquisitions? ›

Certifications & Education

Formal education is non-negotiable. A bachelor's degree in business, accounting, finance, economics, or other related fields is essential to perform the job at the highest level. Other companies even require candidates with master's degrees in business management or finance.

Why do mergers and acquisitions sometimes fail to produce? ›

Overvaluation and hence overpayment for a target is one of the major reasons why acquisitions fail. Acquirers typically share the expected benefits or synergies from acquisition with a target firm in the form of a premium paid. Overvaluation of target translates into higher premiums paid.

What factors have led to the decline in M&A? ›

Mergers and acquisitions (M&A) are deals where two (or more) companies join together as one. These multi-million or billion-dollar deals require a great deal of due diligence before the deal is closed. Nevertheless, M&A deals do fail, whether it be due to cultural differences or integration issues, among other things.

Why is M&A activity so low? ›

Strategic M&A declined 6% as buyers and sellers struggled to close the gap on valuations, and strategic deal multiples were the lowest they've been in a decade. Deals were delayed for other reasons, including high interest rates, mixed macroeconomic signals, regulatory scrutiny, and geopolitical risks.

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Author: Ray Christiansen

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