Grindr im Test 2024: Offen und direkt - Unsere Erfahrung mit der beliebtesten queeren Dating-App (2024)

Grindr ist mit knapp 30 Millionen Nutzern auf der ganzen Welt eine der ältesten queeren Dating-Plattformen. Sie wird von der gleichnamigen LLC seit 2009 entwickelt und betrieben. Die Grindr-App ist für Android und iOS erhältlich, eine Web- oder Desktopversion gibt es aktuell nicht.

Registrierung und Einrichtung

Die Registrierung an sich ist bei Grindr sehr schnell erfolgt. Ihr registriert euch mit einer E-Mail-Adresse und bestätigt eure Identität mit einer Telefonnummer. Danach werdet ihr nach eurem Geburtsdatum, einem Benutzernamen und einem Profilbild gefragt (beide sind nicht erforderlich). Damit ist die Registrierung abgeschlossen und ihr habt die Möglichkeit, euer Profil weiter einzurichten.

In eurem Profil könnt ihr wirklich alle erdenklichen Informationen über eure Person angeben. Neben von anderen Plattformen bekannten Angaben wie Größe, Gewicht, und Körpertyp ermöglicht euch Grindr die Angabe von über 40 verschiedenen Geschlechtsidentitäten, über 60 sexuellen Vorlieben, verschiedenen Hobbys und Eigenschaften. Diese sind als Tags bekannt und bei eurem Profil ganz oben zu sehen, sodass Besucher sofort wissen, was bei euch Sache ist.

Zudem könnt ihr angeben, ob ihr HIV-negativ seid, wann ihr euch zuletzt testen lassen habt und ob ihr den Empfang von NSFW-Bildern wünscht. Zu Bereichen der sexuellen Gesundheit findet ihr auf der Webseite von Grindr reichlich Informationen, falls ihr euch noch mehr Auskunft wünscht. Das zeigt, wie offen die Dating-Plattform auch im Umgang mit sensiblen Themen ist.

So läuft das Kennenlernen auf Grindr ab

Öffnet ihr die App, seht ihr vor euch eine Mosaik an Profilbildern von allen Personen, die Grindr in eurer Umgebung nutzen. Darunter befinden sich immer der Benutzername und der Online-Status. Klickt ihr auf das Profil, könnt ihr euch die Angaben, die die Person über sich selbst und ihre Erwartungen gemacht hat, sehen und sie direkt anschreiben oder mit einem "Tap" antippen, um zu zeigen, dass ihr Interesse habt. Ein Matching-System gibt es entsprechend nicht.

Die ausgewählte Person kann auf eure Nachricht eingehen, Fotos und Videos verschicken und mehr. Ihr könnt zudem ein Album erstellen, also eine private Sammlung an Bildern, die ihr nur mit bestimmten Kontakten teilt. Es gibt auch die Möglichkeit, diese Alben später wieder für diese unzugänglich zu machen. Ihr könnt euch außerdem anschauen, wer euer Profil besucht hat. In der kostenlosen Version ist das jedoch nur eingeschränkt möglich, dazu später mehr.

Diese kostenpflichtigen Funktionen gibt es

Grindr bietet selbstverständlich eine kostenlose Version der App, sie ist in der Nutzung jedoch stark eingeschränkt: Ihr könnt euch nur 100 Profile pro Tag genauer anschauen, bei "Hat mein Profil angesehen" könnt ihr nur die letzte Person, die euch angesehen hat, sehen. Wer mehr will, muss bezahlen. Dabei stehen zwei Abonnements zur Auswahl:

Grindr XTRA

XTRA kostet je nach Laufzeit zwischen 6 und 14 Euro pro Monat. Am wenigsten bezahlt ihr, wenn ihr gleich ein Abo für 12 Monate abschließt. XTRA bietet euch folgende Zusatzfunktionen:

• 600 weitere Profile
• Keine Werbung
• 14 erweiterte Filter
• Im "Erkunden"-Tab chatten
• Lesebestätigungen
• Gespeicherte Lieblingssätze
• Zuletzt gechattet markieren

Grindr Unlimited

Zusätzlich zu den Funktionen von XTRA erhaltet ihr bei Grindr Unlimited für 28 Euro monatlich die folgenden Features:

• Unbegrenzte Profile
• Hat mein Profil angesehen
• Verfallende (zeitlich begrenzte) Fotos
• Inkognito
• Nachricht zurücknehmen
• Chat übersetzen
• Schreibstatus (zeigt an, ob die Person aktuell schreibt)

Hier gibt es keine Möglichkeit, im Voraus für mehrere Monate zu bezahlen, um so Geld zu sparen. Ihr müsst die 28 Euro jeden Monat neu bezahlen, falls ihr die Features nicht verlieren möchtet.

Profilboosts

Außerdem bietet Grindr einmalige Boosts für 24 Stunden. Damit wird euer Profil für diesen Zeitraum ganz oben angezeigt und hervorgehoben. Der Boost kostet 5,49 Euro und kann nicht in Packs gekauft werden.

Umgangston und Fake-Profile

Kommen wir zum kompliziertesten Teil dieses Testberichts. Kompliziert deswegen, weil es hierbei wirklich stark auf eure persönliche Präferenz ankommt, ob die Plattform etwas für euch ist. Fakt ist: In der queeren Szene ist die Plattform für ihre Direktheit bekannt - und nicht von allen geliebt. Auch wer angegeben hat, keine NSFW-Bilder empfangen zu wollen, wird früher oder später anstatt mit einem freundlichen "Hallo" mit einem entblößten Glied begrüßt werden.

Der Fokus liegt bei den meisten angemeldeten Personen ganz klar auf einmalige, schnelle Treffen. Dieser Umgangston ist selbst bei Tinder nicht so stark ausgeprägt. Obwohl es die Möglichkeit gibt, anzugeben, dass man eine langfristige Beziehung wünscht, gehört das eindeutig zu den Randerscheinungen. Oft werden diese Labels aber auch schlicht ignoriert - das kann zu Missverständnissen und falschen Erwartungen führen.

Auch besonders ist, wie straightforward die Nutzer in ihren Profilbeschreibungen sind und wie präzise sie beschreiben, von wem sie wünschen, angeschrieben zu werden. Aussagen wie "keine Dicken" oder "keine Ü30" sind keine Seltenheit und gehören zum Standardrepertoire bei Grindr. Es wird viel Wert darauf gelegt, das Gegenüber mit Äußerlichkeiten anzuziehen, anstatt mit charakterlichen Werten zu beeindrucken.

Ob diese Umstände für oder gegen die Seriosität der Plattform spricht, liegt vollständig im Auge des Betrachters. Wir fanden im Test, dass dieser Umgangston definitiv dafür sorgt, dass die Plattform nicht für alle etwas ist. Trotzdem waren wir beeindruckt, wie wenige Fake-Profile auf Grindr unterwegs sind - angesichts der Tatsache, dass Profilbild und Klarname im Benutzernamen völlig freiwillige Angaben darstellen.